Reisebericht Ecuador

Toto hat mich gebeten einen kleinen Bericht über meine Reise nach Ecuador zu schreiben und diesen hier zu veröffentlichen, in der Hoffnung, dass Ihn viele interessierte herpetologische Enthusiasten, Froschfreunde und Naturbegeistere lesen.

Eine Reise nach Ecuador war schon seit längeren auf meinem Radar, ursprünglich war die Reise zusammen mit Rainer Schulte geplant, um mit ihm und der ecuadorianischen Universität PUCE zusammen an einem Monitoring Projekt für Oophaga sylvatica zu arbeiten. Doch wie soft kam leider alles anders als gedacht. Zuerst brach mit dem Sars-Cov-2 Virus eine weltweite Pandemie aus und dann verstarb auch noch Rainer plötzlich im letzten Jahr. Da er mir leider keine Kontaktdaten zu den Verantwortlichen an der Uni hinterlassen hatte, musste ich von dem Gedanken an das Monitoringprojekt genauso Abschied nehmen wie von Rainer selbst. Somit ging es mit der Planung wieder von vorne los. Glücklicherweise halfen mir Raul Nieto vom Itapoa Project und Jose Viera von Tropical Herping bei der logistischen Organisation und gaben mir die notwendigen Kontakte vor Ort um meine geplanten Expeditionen Realität werden lassen zu können.  Ich werde an dieser Stelle versuchen, exemplarisch auf die erste der beiden unternommenen Expeditionen näher einzugehen. Die erste war im Itapoa Reserve in Cristobal Colon am Rio Canande am Rande des Cotacachi Cayapas Nationalparks, die andere war auf einem Tepui im Reserva Biologico El Quimi in der Cordelliera del Condor.

Mein Bericht beginnt in Mindo. Nach einem einwöchigen Aufenthalt in den Anden zum Bergsteigen, hat es mich für 3 Tage in die Kleinstadt – welche für endemische  Anolis Proboscis bekannt ist – verschlagen. Diese wollte ich natürlich auch versuchen zu finden, so fuhr ich jeden Abend mit dem Taxi in ein kleines Privat-Reservat  wo ein einheimischer Guide auf mich wartete. Wir suchten gemeinsam stundenlang die Bäume ab, wo diese Art schlafend die Nacht verbringt. Am ersten Tag fanden wir nur Anolis aequatorialis  und an den beiden daraufolgenden Tagen nur mehrere Weibchen von Anolis proboscis ohne die markante lange Nase, welche die Art so prominent oder leider auch begehrt im Tierhandel gemacht hat.  Wir holten die Tiere mit ca 10 bis 20m langen Bambusstangen (abhängig von der Höhe wo wir sie entdeckten) möglichst behutsam vom Ast. Nach einer ausgiebigen Fotosession setzen wir Sie  mit der Bambusstange wieder in dem Baum ab an dem wir Sie gefunden hatten. Tagsüber durchstreifte ich die Bergnebelwälder auf eigener Faust um Vögel, Insekten und Frösche zu finden und bestenfalls zu fotografieren. Dabei fand ich ein kleines Juwel am Bachlauf ein Epidobates darwinwallacei. Beim Versuch diesen zu fotografieren, gab der schlammige Boden unter mir nach und ich landete im Bach.

Von Mindo aus fuhr ich mit dem Taxi zum Bus Terminal in San Miguel de los Bancos um von da aus nach Puerto Quito zu gelangen. Nach einer ca 2 stündigen Fahrt, die durch ersten Teil von Rambo auf spanisch ziemlich schnell vorbei gingen, empfing mich Wagner Celi in Puerto Quito. Er geleitete mich zur nächsten Busstation die nach Los Golondrinas fuhr, welche die Einheimischen aus irgendeinem Grund Buenas Aires nannten. Nach ca 1 Stunde kam ich an und wurde von einem Fahrer dem Bruder von Wagner in Empfang genommen, dieser fuhr mich vorbei an Palmöl- und Kakaoplantagen nach Cristobal Colon. An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Raul für die gute Organisation, alleine hätte ich es sicherlich nicht so einfach bzw. nicht so schnell geschafft.  Angekommen in Cristobal Colon setzte mich der Fahrer in der Hosteria Verde ab, wo mich Donna Emma herzlich begrüßte. Sie erklärte mir alles langsam und verständlich in einem einfachen Spanisch. Sie ging mit mir für die Regenwald Expedtion der kommenden Tage einkaufen und meinte es dabei ziemlich gut. So kauften wir für eine ganze Fußballmannschaft für gerademal 3 Tage ein.  Am nächsten Tag stand ich um 6 Uhr frühs auf und bereite mich auf die Expedition vor. Um 7 Uhr gab es Frühstück bei Yolanda eine ältere Dame, es gab Brot, Spiegeleier und Kaffee. Sie erzählte mir von ihren Liebhaber in England, den sie online kennengelernt aber noch nie getroffen hatte. Um 8 holte mich mein Guide ab, Wir verpackten alles an Nahrung und Equipment in Säcken und bunden es auf einem Maultier auf. Wir liefen 6 Stunden durch Schlamm über 5 Berghügel bis wir unser Ziel das Itapoa Reserve um ca 14 Uhr erreicht hatten. Zwischendurch machten wir einen kurzen Stopp auf einer Farm, die wie sich herausstellte das Zuhause meines Guides war, er baute dort Kakao und Mandarinen an. Das Itapoa Reserve selbst bot als Camp eine alte verfallene Hütte an, bei der man sofort merkte, dass seit sehr langer Zeit keiner mehr etwas gemacht hatte. Ich schlug mein Zelt auf und nach einer kleinen Stärkung – es gab Reis mit Dosen Thunfisch und eine Tasse Kaffee – bereiteten wir uns vor die Gegend zu erkunden.    Wir durchquerten den nahegelegenen Bach, wo sich neben Fröschen auch jedemenge Mosquitos und anderes Getier tummelten. So fand ich mit naßen Füßen 3 verschiedene Glasfrosch Arten darunter Sachatamia Ilex, Hyalinobatrachium chirripoi und Teratohyla spinosa sowie Hyloscirtus palmeri, Boana picturata und Pristimantis achatinus. Als kleine rein informative Randnotiz möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass die beiden Glasfroscharten Sachatamia Ilex und Teratohyla spinosa als erstes in Costa Rica in der Provinz Limon als Holotyp beschrieben wurden. Mein Guide suchte anstatt mir bei der Suche nach Fröschen zu helfen, lieber Schrimps, die er mit der Machete erlegte und in seine Hosentasche steckte, wie sich später herausstellte, war dieser mir als Guide vorgestellte Mensch eigtl  nur der Feldkoch – wie passend. Gegen 22 Uhr waren wir komplett durchnäßt zurück im Camp und legten uns schlafen.

Ich wachte ca um 9 Uhr durch den Regen auf. Mein Guide war schon wach und bereitete das Frühstück zu, es gab Reis mit den zuvor gefangenen Schrimps und dazu eine für mich undefinerbare zähflüßige Masse aus Hafer und Milch als Getränk. Danach zogen wir los um nach Oophaga sylvatica im Wald zu suchen. Nach ca 3 Stunden kehrten wir erfolglos wieder ins Camp zurück. Zu meinem Erstaunen verabschiedete sich mein Guide von mir und ließ mich allein im Regenwald  in einer vermodderten Hütte zurück, zu allem Überfluss fing es wieder an zu regnen  und hörte bis zum Morgen nicht mehr auf, somit war ich verdammt einfach den Tag vorbei streichen zu lassen.   Kurz vor 21 Uhr legte ich mich ins Zelt bis ich ca um 2 Uhr in der Nacht durch irgendein Scharren geweckt wurde. Irgendein Tier machte sich scheinbar über die Vorräte her. Da ich keine Lust hatte aufzustehen, versuchte ich es zu ignorieren, was mir eine schlaflose Nacht bescherte. Um 6 morgens klingelte der Wecker, ich stand auf und nichts war von dem nächtlichen Besucher zu sehen. Ich rauchte eine Zigarette, trank Wasser und aß Kekse, es regnete noch immer in Strömen. Um 8 Uhr holte mich ein Campesino mit seinem Maultier ab.   Wir verstauten die restlichen Vorräte auf dem Maultier und liefen los, während der Campensino auf dem Maultier ritt, durfte ich die gesamten 6 Stunden durch Schlamm zurück laufen. Kurz vor dem Dorf nahe am Tal hörte ich die mir bekannten Histrionica Rufe und tatsächlich fand ich direkt am Wegesrand ein prächtiges gelbes Sylvatica Männchen. Leider konnte ich nur ein Foto mit dem Handy machen, da meine gesamte Kameraausrüstung sich im Rucksack auf dem Maultier befand und der Campesino keine Anstalten machte auch nur eine Minute auf mich zu warten. Ich traf ihn ca 13 Uhr im Dorf wieder, wo wir zusammen ein Bier tranken. Danach duschte ich mich schnell, zog mich um und schnappte mir meinen Rucksack um wieder zurück zu der ca halben Stunde entfernten Stelle zu laufen wo ich den Sylvatica gefunden hatte, doch leider war dieser nicht mehr auffindbar. Enttäuscht suchte ich ca noch eine weitere Stunde um zum Schluß wenigstens noch 2 Epidobates boulengeri zu finden. Danach machte ich mich wieder auf den Heimweg kaufte unterwegs Bier und erkundigte mich dabei nach dem Bus zurück nach Puerto Quito.

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